04.02.2021 / Verein, History

Nach überraschendem Titel weg vom "Schoppenfußball"

Der Vorsprung schmolz. Doch am letzten Spieltag 1994/95 behielt der TSV Blasbach die Nerven und krönte sich zum C-Liga-Meister. Wir blicken mit Spielern zurück auf die Titelsaison.

TSV Blasbach-Meister der Saison 1994/95 C-Liga. (Foto: WNZ)

Das deutsche Duo "Stone & Stone" belegt beim Grand Prix Eurovision de la Chanson in Dublin mit nur eimem Punkt den letzten Platz. Bundesaußenminister Klaus Kinkel hat den Dalai Lama zu Gast. Finnland wird erstmals Eishockey- Weltmeister. Der Frankfurter Bauunternehmer Jürgen Schneider wird in Florida aufgespürt und verhaftet. Henry Maske verteidigt seinen Titel als IBF- Box- Weltmeister im Halbschwergewicht durch einen umstrittenen Punktsieg über seinen Herausforderer Graciano Rocchigiani. Jacques Chirac wird in Frankreich Staatspräsident. Und der TSV Blasbach sichert sich die Meisterschaft in der Fußball-C-Liga Wetzlar und den damit verbundenen Aufstieg in die B-Liga.

Der Mai des Jahres 1995 hatte es in sich. Hauchdünn und am Ende mit nur einem Zähler Vorsprung auf den FC Burgsolms II und den TuS NaunheimII sowie mit drei Punkten Differenz auf den FC Laufdorf setzten sich die Wetzlarer Vorstädter schließlich durch, was Trainer Klaus Schneider auch knapp 26 Jahre später noch überrascht: "Es war ein Titel, der vorhersehbar war. Als Meisterschaftsanwärter galten damals andere." Und der spätere Clubchef Matthias Hajenski, damals auch schon 38 und vom Sturm der ehemaligen Hessenligisten VFB 1900 Gießen und Eintracht Haiger längst eine Reihe zurück ins Mittelfeld gerückt, ergänzt:" Die Jahre vorher sin wir immer irgendwo im Mittelfeld herumgedümpelt, deshalb haben wir nie und nimmer mit dem Aufstieg geliebäugelt."

Abschluss Tabelle der Saison 1994/95 C-Liga. (Foto: WNZ)


Dass dieser am Ende doch gelang, hatten die Blasbacher einem abschließenden 5:0- Erfolg über den längst nicht mehr existierenden SC Solms zu verdanken, den Spielführer Martin Scholz per Strafstoß, Matthias Hajenski, Harald Müller und Stefan Gick herausschossen. Da sich die Konkurrenten FC Burgsolms II (9:0 bei Blau-Weiß Wetzlar), TuS Naunheim II ( 2:0 in Schwalbach) und FC Laufdorf ( 2:0 gegen Greifenstein/ Edingen) ebenfalls an jenem 19. Mai des Jahres 1995 schadlos hielten, hätte der TSV nicht patzen dürfen.

Mit dem Titelgewinn vor knapp 26 Jahren begann im Osten der Domstadt eine neue Ära, die Matthias Hajenski wie folgt beschreibt: "Ich habe den Jungs damals gesagt, dass ich dem Club gerne erhalten bleiben möchte, dass sich aber einiges ändern muss. Weg vom Schoppenfußball, hin zu professionlleren Strukturen." Der heutige 63-Jährige, der gegen den SC Niedergirmes im Alter von 50 sein letztes Tor für den TSV Blasbach schoss, wurde Clubchef, Spielertrainer, Betreuer, Manager, Arzt- eigendlich "Mädchen für alles". Er kümmerte sich aber auch darum, dass die medizinsche Abteilung durch die Unterstützung von Günther "Mobbi" Mol auf andere Beine gestellt wurde, vor allem aber sorgte er zusammen mit Klaus Schneider dafür, dass sich die Jungs im Dorf wohlfühlten. Ebenso so, wie dies auch im Aufstiegsjahr der Fall war.

"Bis auf zwei, drei Kicker aus der Umgebung waren in der Meistersaison alle Spieler aus Blasbach", blickt Schneider zurück. "Wir haben uns damals gesagt, dass wir auf allen Ebenen, also im Vorstand und auf dem Platz, ein paar Prozent mehr Leistung bringen müssen. Aus diesem Engagement ist dann auch entstanden, dass wir später in der B-und in der A-Liga immer eine gute Rolle gespielt haben."

Ohne Niederlage und mit 20:2-Punkten wurde Blasbach einst Herbstmeister, ehe die Konkurrenz dem TSV nach der Winterpause noch einmal bedrohlich auf den Pelz rückte. Drei Pleiten ließen den Vorsprung des Tabellenführers schmelzen, am Ende aber setzte sich die Mannschaft mit dem zweitbesten Angriff und der zweitbesten Deckung doch noch durch.

Auch der Trainer schnürt mit 40 nochmal die Schuhe

Verletzungsbedingte Ausfälle wie den von Leistungsträger Andreas Zampedri, der alleine 33 der insgesamt 72 Blasbacher Saisontore markierte, steckte der TSV weg. Der schon 43-jährige Harald Müller half die letzten sechs Siele aus. Und wenn es klemmte, schnürte auch Coach Klaus Schneider, damals auch schon 40, nochmal die Schuhe.

Was unterstrich, dass der Zusammenhalt im Dorf vor allem aber die Identifikation mit dem Club, in Blasbach großgeschrieben wurde - und noch immer wird. Torwarttalent Martin Schatz hatte einst das Amt des Ballwartes inne, Rainer Mirke, Peter Schmitt und Dirk Ferber arbeiteten im Spielausschuss, den der damalige Meisterspieler Uwe Hörbel noch heute leitet, mit. Und auch die Disziplin stimmte. "Wir hatten keine Roten Karten und keine gelben wegen Reklamierens", erinnert sich Klaus Schneider.

Der Lohn der Mühen: Nach dem Titelgewinn gab es eine Traktorfahrt durchs Dorf und einen zünftigen Frühschoppen. Und die Sänger der Jausenstation "Zum lustigen Hans" gaben dem frischgebackenen Meister ein fröhliches Ständchen. Fröhlicher jedenfalls als das des Duos "Stone & Stone" beim Grand Prix Eurovision de la Chanson zur gleichen Zeit in Dublin...

Bericht: WNZ

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